Schwerpunkte

Fachwissenschaftliche Schwerpunkte

Meine wissenschaftliche Tätigkeit in Forschung und Lehre ist von folgenden Schwerpunkten geprägt:

  1. Anwendungsorientierte Stadt- und Verkehrsgeographie,
  2. Freizeit- und Tourismusgeographie
  3. Regionaler Schwerpunkt: Maghrebländer
  4. Anwendung geoinformationstechnischer Methoden und Verfahren in der Geographie.

Schwerpunkt 1:   Anwendungsorientierte Stadt- und Verkehrsgeographie

  • Bereits seit dem Studium liegt der Schwerpunkt meiner geographischen Ausrichtung auf anwendungsbezogenen stadtgeographischen Fragestellungen mit wirtschaftlichem Bezug. Im Rahmen der von Prof. Popp betreuten Zulassungsarbeit wurden die Auswirkungen unterschiedlicher Stadterneuerungsstrategien auf das Investitionsverhalten privater Eigentümer in der Erlanger Altstadt evaluiert.
  • Unter Beibehaltung der stadtgeographischen Perspektive und Einbeziehung von wirtschafts- und sozialgeographischen Aspekten bin ich mit meiner Dissertation der Relevanz objektiver Ausstattungsmerkmale von Einzelhandelsstandorten auf der einen Seite und subjektiver Wahrnehmungen der Einkaufsattraktivität auf der anderen Seite für die Versorgungsorientierungen nachgegangen. Angeregt durch das Dissertationsvorhaben hat die Stadt Passau ein Gutachten zu Struktur und Entwicklung des Einzelhandels an die Professur für Kulturgeographie (Prof. Popp) vergeben, an dessen Erarbeitung ich ebenfalls beteiligt war.
  • Nach meinem Wechsel an die TU München bildeten anwendungsorientierte stadtgeographische Seminare im Rahmen meiner Tätigkeit als Assistent am Lehrstuhl von Herrn Prof. Heinritz auch einen der Schwerpunkte der Lehrtätigkeit. Die einzelhandelsgeographische Ausrichtung wurde in einem – zusammen mit Prof. Heinritz beantragten – DFG-Projekt zu den Veränderungen der Einzelhandelsstrukturen in den neuen Bundesländern, den Veränderungen im zentralörtlichen Gefüge und den Verflechtungsmustern im südthüringisch-oberfränkischen Grenzraum aufgenommen und weitergeführt.
  • Mit meiner im Überlappungsbereich von Stadt- und Verkehrsgeographie angesiedelten Habilitationsarbeit (finanziell unterstützt von der TU-eigenen Leonhard-Lorenz-Stiftung) stand – vor dem Hintergrund einer ungebremsten dispersen Siedlungsentwicklung in der Metropolregion München – die Frage nach dem Einfluss der Organisation von Raumnutzung auf das Verkehrsgeschehen im Mittelpunkt. Für das siedlungsstrukturelle Konzept der dezentralen Konzentration konnte der Nachweis der verkehrlichen Effizienz erbracht werden. Darauf aufbauend wurde für den monozentral geprägten südbayerischen Raum ein verkehrsminimierendes siedlungsstrukturelles Leitbild vorgelegt.
  • Mehrere Auftragsarbeiten zu stadt- und verkehrsgeographischen Themen, die eigenständig oder im Team mit Fachkollegen durchgeführt wurden , ergänzen die Aktivitäten in diesem Themenfeld. Zuletzt wurde (als Unterauftrag von nexus) im Auftrag des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW RLP) ein Projekt zu Implementation von Bürgerbussen in Rheinland-Pfalz durchgeführt.
  • Gleichzeitig wurden mit der Weiterentwicklung des tourismusgeographischen zweiten Schwerpunkts im Überlappungsbereich der Mobilitäts- und der Tourismusforschung der Bereich der touristischen Mobilität intensiver bearbeitet. In jüngerer Zeit liegt hier der Fokus – auch beeinflusst vom Mobilities Paradigma – insbesondere auf den Mobilitätsmustern der sog. Explorer Touristen im Städtetourismus als Teil des metroploitanen „New Tourism“.

Schwerpunkt 2:    Freizeit- und Tourismusgeographie

Anknüpfend an bereits früher durchgeführte kleinere Projekte zu freizeit- und tourismuswissenschaftlichen Fragestellungen sowie gespeist aus den freizeitgeographischen Dimensionen der Einzelhandels- und Mobilitätsforschung wurde seit dem Wechsel an die Universität Paderborn im Jahr 1999 die freizeit- und tourismuswissenschaftliche Orientierung ausgebaut und insbesondere mit dem Wechsel nach Trier systematisch weiterentwickelt
Neben den  tourismusgeographischen Aktivitäten in Nordafrika (vgl. Schwerpunkt 3) sind hier insbesondere zu nennen:

  • Auswirkungen von Freizeitgroßeinrichtungen auf Freizeitverhalten und Mobilität:

    Bei diesem 2000-2002 laufenden DFG-Projekt wurden Freizeitgroßprojekten, die im Zuge der Diversifizierungstendenzen der Freizeitbranche in den 90er Jahre entstanden sind (z.B. multifunktionale Großveranstaltungshallen, Musicalveranstaltungen, Spaß- und Erlebnisbäder sowie Multiplex-Kinos) hinsichtlich ihrer Implikationen für Freizeitverhalten und Mobilitätsmuster untersucht. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf sog. Urban Entertainment Center oder Mixed-Use-Center, die eine Kombination aus unterschiedlichen Freizeitmöglichkeiten mit erlebnisorientierten Einkaufsstandorten darstellen.

  • Sport als inszeniertes Event:

    Dieses aus Sondermitteln des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Schule, Wissenschaft und Forschung geförderte Projekt (Laufzeit: 07/2001 bis 06/2004) hat vor dem Hintergrund von starken Wandlungen im Freizeitmarkt die Folgen für ein Teilsegment, den Bereich von Sportgroßveranstaltungen, die von fundamentalen Umstrukturierungen geprägt sind, evaluiert. In diesem Zusammenhang waren auch die Wechselwirkungen mit dem Tourismussektor relevant und die Frage der Optimierung von regionalökonomischen Effekten relevant.

  • Freizeit- und Event-Sonderverkehre im ländlichen Raum

Im Rahmen eines inhaltlich breiter angelegten BMBF-Projektes zur Mobilität im ländlichen Raum (Laufzeit: 11/2001 bis 3/2005) wurden in Ostwestfalen einerseits die Rolle von Event-Sonderverkehren als Marketinginstrument analysiert und andererseits die Einrichtung von Freizeitbuslinien zur Steigerung der touristischen Attraktivität von Zielen und Sehenswürdigkeiten im Teutoburger Wald evaluiert.

  • Fahrradtourismus:

Im Zuge des gleichen BMBF-Projektes wurden Fahrradbusse als Mobilitätsangebot in Freizeit und Tourismus in Ihrer Funktion zur Förderung des Fahrradtourismus untersucht und Chancen der weiteren Entwicklung dieses Freizeitverkehrsangebotes ausgelotet sowie Hinweise für eine nachfragegerechte Angebotsgestaltung bzw. eine zielgruppenspezifische Marktkommunikation erarbeitet. Daran anknüpfend werden aktuell für den ADFC eine Reihe von kleinereren Aufträgen zur Radreiseanalyse und dem Marktkommunikationsprogramm “Deutschland per Rad entdecken”durchgeführt. Darüber hinaus ist die durch den Fahrradtourismus generierte Wertschöpfung Gegenstand kleineren Studienprojekte gewesen.

  • Stadt- und Kulturtourismus

Anknüpfend an kleinere studentische Forschungsseminare zum Themenkomplex Stadt- und Kulturtourismus wurden im Rahmen einer Auftragsarbeit für die IHK Trier 2006 die Wertschöpfungs- und Imageeffekte von Kulturveranstaltungen für den Städtetourismus analysiert. Auch die Frage nach neuen Formen von Inszenierung und erlebisorientierter Einbindung der Besucher im kulturorientierten Städtetourismus wurde vertieft.

  • Erlebnisorientierung im (Wein-) Tourismus

Mit beeinflusst vom Wechsel an die Mosel und vor dem Hintergrund der sich weiterentwickelnden Diskussion über die Erlebnisorientierung im Tourismus hat dieses Themenfeld mit dem Fokus auf insbesondere den Weinerlebnistourismus eine gewisse Beachtung erfahren. Dabei steht die Suche nach neuen Formen der Erlebnisvermittlung, die über das „Vergnüngens-Erlebnis“ der 90er Jahre des ausgehenden 20. Jahrhundert hinausgehen, im Mittelpunkt.

  • Destination Governance in Zypern und Kenia

Neben dem mitteleuropäischen Fokus und dem nordafrikanischen regionalen Schwerpunkt wurden auch andere regionale Kontexte mit bearbeitet. Zu nennen sind hier als mediterrane Destination Zypern sowie in Ostafrika Kenia, in denen kleinere Studien zur Entwicklung neuer Tourismusansätze im ländlichen Raum durchgeführt wurden. Dabei stand insbesondere auch die Frage nach Governance-Aspekten im Mittelpunkt.

  • Sharing Economy im Tourismus

Inspiriert durch jüngere Entwicklungen im Städtetourismus, die in den letzten Jahren von den Innovationen in der Sharing Economy beeinflusst worden sind, hat dieses Themenfeld – eingebettet in den Kontext des „New Urban Tourism“  – eine gewisse Aufmerksamkeit erfahren. Dabei sind einerseits die nachfrageseitige Motive für die Nutzung der Sharing Economy von Relevanz. Andererseits werden auch – vor dem Hintergrund der Diskussion über die Rolle von airbnb – auch die stadtentwicklungspolitische Diskussion um die Auswirkungen aufgegriffen. Bewusst auch mit Positionen, die sich gegen den (wohl zu kurz greifenden) aktuellen Mainstream der Diskurslinien stellen und versuchen, das Phänomen Sharing im Tourismus relativ bezogen auf den Gesamtkontext von Städtetourismus und Gentrifizierung zu betrachten.

Schwerpunkt 3: Regionaler Schwerpunkt: Maghrebländer

Neben der räumlichen Verankerung im mitteleuropäischen Kontext liegt ein zweiten kleineren räumlicher Schwerpunkt meiner wissenschaftlichen Tätigkeit in der Bearbeitung regionalwirtschaftlicher Aspekte in den Maghrebländern.

  • Erster Ansatzpunkt war hier ein Projekt zu den Auswirkungen der administrativen Dezentralisierung auf die Regionalentwicklung in Marokko.
  • Ein zweites Projekt wurde von der DFG und der GTZ im Rahmen des Programms „Forschungskooperation mit Entwicklungsländern“ finanziert. Dabei untersuchte ein deutsch-marokkanisches Forscherteam die Auswirkungen der internationalen Arbeitsmigration in den Herkunftsgebieten. Das eigene Teilprojekt zur Entwicklung des tertiären Sektors in einer marokkanischen Peripherregion lief in den Jahren 1992 und 1993.
  • Innerhalb des interdisziplinär und interuniversitär angelegten Bayerischen Forschungsverbunds Area-Studies (FORAREA) wurde 1996/97 ein im Projektbereich B „Auswirkungen des Tourismus in den Zielländern in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht“ angesiedeltes Projekt durchgeführt. Dabei ist die touristische Erschließung von neuen Zielgebieten in Marokko und Tunesien unter regionalökonomischem Blickwinkel untersucht worden. Auch bei diesem Projekt war die Kooperation mit anderen deutschen und maghrebinischen Kollegen und die Arbeit im Team wieder integraler Bestandteil.
  • Neben den Forschungsaktivitäten in den Maghrebländern bin ich als Gastdozent an der Universität Rabat tätig. Den Beginn markiert hier  ein von 1995 bis 2005 gelaufenes, von der GTZ getragenes interdisziplinäres Graduiertenkolleg mit dem Thema „Ländliche Regionalentwicklung im Maghreb“. Die Ausbildung im Graduiertenkolleg wurde gemeinsam von einem Team maghrebinischer und deutscher Lehrkräfte getragen. In der Folge wurden von den Kollegen in Rabat diverse Master-Programme aufgelegt (teilweise auch Erasmus-finanziert), an denen ich ebenfalls beteiligt bin.
  • Die Durchführung des 6. Deutsch-Marokkanischen Forschungssymposiums im September 2000 in Paderborn stand unter dem Motto: „Marokko im Spannungsfeld zwischen Tradition und Postmoderne – Herausforderungen, Chancen und Risiken für eine zukunftsfähige Entwicklung“. Es wurde mit finanzieller Unterstützung der DFG und des nordrheinwestfälischen Ministeriums für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung sowie in Kooperation mit dem marokkanischen Expo-Pavillon veranstaltet.
  • Von 2004 bis 2006 lief ein in Kooperation mit algerischen Kollegen von der École Polytechnique d´Architecture et d´Urbanisme (EPAU) und vom Institut Supérieur de Formation Ferroviaire (ISFF) in Algier durchgeführtes Forschungsvorhaben. Ziel war es, die Siedlungsstrukturentwicklung im Verflechtungsraum vom Algier unter dem Blickwinkel der verkehrsinfrastrukturellen Erschließung zu untersuchen. Aufbauend auf der Dokumentation der Mobilitätsbedürfnisse der Bewohner im Großraum Algier und einem Soll-Ist-Vergleich des Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfragesituation wurden entsprechende Optimierungsmöglichkeiten gesucht und auf Umsetzungsmöglichkeiten und -restriktionen überprüft. Das Vorhaben wurde von der DFG und dem BMZ gefördert.
  • Entsprechend der verstärkten tourismusgeographischen Orientierung stehen aktuell die Entwicklungsperspektiven des Tourisme Rural in den Maghrebländern – mit einem thematischen Fokus auf Governance-Aspekte – im Mittelpunkt. Auch für diese Vorhaben ist die Kooperation mit maghrebinischen Kollegen auf der Basis bestehender und weiter entwickelter Kontakte konstituierendes Moment.

Schwerpunkt 4:    Anwendung geoinformationstechnischer Methoden und Verfahren in der Geographie

  • Neben den beiden fachwissenschaftlichen Schwerpunkten stellt der Einsatz edv-gestützter Analysemethoden und -verfahren ein weiteres Standbein meiner wissenschaftlichen Tätigkeit dar. Dabei handelt es sich vor allem um die in die eigene Forschungstätigkeit integrierte Anwendung von geostatistischen und geoinformationstechnischen Möglichkeiten, d. h. sie werden von mir weniger als Selbstzweck sondern in ihrer Funktion als Mittel für eine optimierte und effiziente Angewandte Geographie angesehen und eingesetzt.
    Bereits seit meiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft an der Universität Erlangen-Nürnberg stellt die konkrete Arbeit mit informationstechnischen Analyseinstrumenten ein wichtiges Standbein meiner fachwissenschaftlich-geographischen Arbeitens dar.
    Parallel zur Promotion schlug sich dies auch bereits in einer entsprechenden Tätigkeit als Lehrbeauftragter in mehreren EDV-Kursen an der Universität Erlangen-Nürnberg durch.
    Während meiner Tätigkeit als Hochschulassistent am Geographischen Institut der TU München habe ich neben der Durchführung von fachinhaltlichen Lehrveranstaltungen insbesondere auch methodisch ausgerichtete Veranstaltungen zu edv-gestützten Methoden der statistischen Datenanalyse und der computergestützten kartographischen Darstellung und Analyse durchgeführt.
    Entsprechend diesem Grundverständnis steht auch im Bereich der Lehre die Vermittlung der anwendungsorientierten Möglichkeiten zur räumlichen Analyse und Gestaltung mit geoinformationstechnischen Mitteln im Vordergrund. Das Spektrum der Veranstaltungen reichte dabei
    •    von den fast schon „klassisch“ zu nennenden Methoden der statistischen Datenanalyse und
    •    den in den letzten Jahren zum Standard gewordenen Ausbildungsbausteinen zur Computerkartographie
    •    über die Kernanwendungen von GIS-Systemen in der Raumanalyse und -modellierung bis hin
    •    zu den über den engeren Bereich der Geoinformationssysteme hinaus reichenden internet-gestützten Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten.
    An früheren Arbeitsstandorten war ich mit der Beschaffung, Installation und Systempflege der DV-Infrastruktur an den jeweiligen Standorten befasst. Zu der Funktion als Verantwortlicher für den DV-Bereich zählten dabei auch die Beantragung und Abwicklung von CIP-, WAP- und VDV-Beschaffungen zur Erweiterung bzw. Erneuerung der jeweiligen Infrastruktur.
    Seit dem Wechsel nach Trier wird dieser Schwerpunkt – auch bedingt durch die zunehmende Bedeutung der tourismuswissenschaftlichen Oreintierung – allerdings nicht mehr systematisch weiter gepflegt und entwickelt. Gleichwohl stehen informationstechnische Aspekte in der Tourismusforschung (Social Media, etc.) weiterhin im Fokus des fachwissenschaftlichen Interesses.